Bei den Koalitionsverhandlungen in den letzten Wochen in Thüringen beharrten laut Berichten zufolge die Grünen dieser Runde darauf, dass die DDR in einem Papier als „Unrechtsstaat“ bezeichnet wird. Nun zähle ich mich zu den Kritikern bezüglich verschiedener Begebenheiten in der DDR. Diese Haltung konnte ich allein durch meine persönlichen „Erfahrungen“ mit der Stasi leicht gewinnen. Unvorstellbares Leid wurde zum Beispiel Systemkritikern zugefügt. Es ist demnach unbestritten, dass sehr viel Unrecht in der DDR geschehen ist. Und so kann ich selbst etwas schwer greifen, warum ich dennoch ein ungutes Gefühl verspüre, wird mit dem Pauschalurteil „Unrechtsstaat“ in Zusammenhang mit der DDR gearbeitet. Vielleicht empfinde ich es als billigen psychologischen Trick, denn macht man Anderes schlecht, erscheint das Gegebene automatisch in einem besseren Licht. Welche Position hat die Regierung der BRD zu verschiedenen kriegerischen Aktivitäten eingenommen? An welchen militärischen Einsätzen war und ist Deutschland beteiligt? Die BRD ist der drittgrößte Waffenexporteur weltweit, wie viele Zivilisten sind durch die Lieferungen solcher Rüstungsgüter aus unserem nun vereinten Land getötet wurden? Oder betrachten wir die Drohneneinsätze der USA oder das Verwenden von Uranmunition mit verherrenden Folgen, vor allem auch für die Zivilbevölkerung der betroffenen Regionen. Menschen werden sagen, es sei politisch unkorrekt, ...
zum Beispiel die USA, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten mit der DDR-Diktatur zu vergleichen. Richard David Precht schreibt hierzu („Die Kunst, kein Egoist zu sein“, 1. Auflage, Mai 2012, Wilhelm Goldmann Verlag, München): „Man denke nur an die stille Diktatur der political correctness, die alles übertrifft, was noch vor wenigen Jahrzehnten an Zensur und Selbstzensur denkbar war.“
Man kann das Unrecht der Vergangenheit beleuchten und doch ist es unendlich viel bedeutender, dass wir uns gemeinsam für weniger Unrecht heute und in der Zukunft einsetzen. Deshalb gilt es, existierende systemische Fehler, wie die destruktiven Geldumlaufsicherungen, Zins und Inflation, kritisch zu hinterfragen, damit wir zu neuen Wegen finden können. Fließendes Geld kann für mich unendlich mehr Unrecht verhindern als je in der DDR stattgefunden hat.
Steffen Henke