Die Hürden des Fließenden Geldes – 5. Jahrestag der Gründung der gemeinnützigen Gesellschaft: Neues Geld – eine kritische Auseinandersetzung

Post 23. Juni 2016 By
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Vor fünf Jahren habe ich an eine exponentielle Entwicklung beim Erkenntnisprozess rund um den Fehler im Geldsystem geglaubt. Zehn Befürworter erreichen zehn potentielle Unterstützer, zwanzig Freunde des Fließenden Geldes sprechen mit zwanzig interessierten Zuhörern, vierzig Aktive lassen an vierzig weiteren Stellen die Information fließen. Zumindest an den bei mir leicht messbaren Stellen geschieht dies in dieser Form eher nicht.

Nehmen wir als Beispiel die sozialen Netzwerke wie facebook. Wenn ich nicht ständig neue Beiträge einstelle, ändert sich die Zahl der „likes“ kaum. Liefere ich einen interessanten frischen Artikel, der stark geteilt wird, gibt es neue „gefällt mir“. Etwas provokativ berichtete ich am ersten April 2016 davon, dass ein Baumarkt damit begonnen hätte, die Schuldzinsen in den Preisen auf dem Kassenbon auszuweisen, um darauf aufmerksam zu machen, wie jeder Käufer beim Einkauf mit Schuldzinsen belegt wird. Ca. 15.000 Menschen erreichte ich mit dieser außergewöhnlichen Aktion. Natürlich klärte ich am nächsten Tag auf, dass der Bon ein Aprilscherz war, jedoch der beschriebene Zinsmechanismus der vollen Realität entspricht.

Als Fazit könnte man schlussfolgern, dass ...

viele Befürworter des Fließenden Geldes diesen spannenden Gedanken entweder nicht ausreichend weitertragen oder die Informationen weitergegeben werden, jedoch eine besser wahrnehmbare Resonanz ausbleibt.

Hinzu kommen gleich mehrere Hürden, die zu nehmen sind. Wer will sich ausführlich mit dem Geld beschäftigen, für viele noch ein Tabuthema. Dazu ist der Zins auf das Ersparte doch das Normalste der Welt. Es ist für uns Menschen darüber hinaus eine besondere mentale Herausforderung, Allgemeingültiges wie Guthabenszinsen in Frage zu stellen. Und ganz ehrlich, oberflächlich betrachtet, ist es doch ganz nett, wenn sich leistungslos über Zins das eigene Vermögen vergrößert, oder? Was sich leider noch nicht ausreichend herumgesprochen hat, ist, dass, wenn man Guthabenszinsen bekommen möchte, auch bereit sein muss, Schuldzinsen zu bezahlen. Doch wer stellt schon die zum Beispiel beim Einkauf gezahlten Schuldzinsen (Schuldzinsen, die von den Unternehmen zu zahlen sind, sind in den Preisen enthalten) den vereinnahmten Guthabenszinsen auf angelegte Gelder gegenüber? Würden dies viele Menschen vollziehen, kämen schnell breite Bevölkerungsschichten zu dem Ergebnis, dass sie bei diesem Mechanismus immer nur verlieren können. Die extrem ungleiche Vermögensverteilung befeuert die destruktive Entwicklung zusätzlich.

Und dann noch die geballte Macht der Mainstreammedien, die die Masse oft komplett in die falsche Richtung schickt. Unglücklicherweise werden Zinsen kleiner null negativ genannt. Das Wort negativ kommt auch zum Einsatz, wenn etwas Schlechtes gemeint ist. Es lässt sich noch steigern, indem man von Strafzinsen spricht. Wer will denn bestraft werden? Das der Zins kleiner null den Halter von Einlagen nur dazu motivieren soll, seine aktuell nicht benötigten finanziellen Mittel mittel- oder langfristig anzulegen, damit risikofrei auch langfristige Kredite vergeben werden können, wird konsequent weggelassen. Auch erfährt der Konsument der klassischen Medienwelt bis auf wenige Ausnahmen nicht, dass bei Fließendem Geld dank einer Gebühr auf Bargeld der mittelfristige Zins auf null Prozent gebracht werden soll und mathematisch exakt die absolute Mehrheit der Bevölkerung profitieren würde. Betrachtet man den durch Fließendes Geld erst möglichen notwendigen Umweltschutz wegen Wegfall des zinsbedingten Wirtschaftswachstumszwangs, gewinnen alle.

Darüber hinaus wirkt destruktiv, dass die Geldreformbewegung vor allem zwei Ursachen für die Fehlentwicklung ausfindig gemacht hat. Die einen kritisieren eine sogenannte „Geldschöpfung aus dem Nichts“ seitens der Geschäftsbanken. Hierzu schreibe ich gerade meine Studienergebnisse nieder, auch habe ich bereits einige Tagesseminare zu diesen Inhalten angeboten. Andere lenken das Licht auf die Art der Geldumlaufsicherung. Also mit welcher Methode wird das bereits in Umlauf befindliche Geld im Wirtschaftskreislauf gehalten? Verwendet man hierfür einen positiven Zins, ergeben sich exponentielle Wachstumsprozesse, doch nichts auf der Welt kann zeitlich unbegrenzt exponentiell wachsen. Hinzu kommt, dass die herrschende Volkswirtschaftslehre bei der Definition des Geldbegriffes derart pfuscht, dass viele Diskussionen nur im Nebel stattfinden, da Systemkritiker den Fehler der Ökonomie leider meist übernommen haben.

Falls Sie als Leser nun denken, dass klingt ja alles nicht sehr zuversichtlich, weit gefehlt. Diejenigen die mich persönlich kennen, wissen, dass es bei mir immer Grund zu Optimismus gibt. Als Leipziger habe ich das große Glück, die Erfahrungen der Wende 1989 mit intensiver Wirkung in mir zu tragen. Wenige Monate vor den friedlichen sichtbaren Bewegungen auf den Leipziger Straßen konnte man kaum ahnen, was sich entwickelt. Nun meine ich nicht, dass ich erwarte, dass im kommenden Jahr 200.000 Menschen über den Leipziger Innenstadtring ziehen und die Einführung des Fließenden Geldes mit Sprechchören fordern.

Es ist alles möglich und die hässlichen Wirkungen des aktuellen Systems werden leider nicht weniger. Deshalb werden auch immer mehr Menschen auf die Suche nach Antworten gehen und aktiv werden. In diesem Monat lief laut Hinweis eines Freundes ein spannender Film in kleinen Kinos in Leipzig. Er trägt den Namen: „Tomorrow. Die Welt ist voller Lösungen“. Ich habe den Streifen leider noch nicht gesehen, die Information ist für mich noch ganz frisch, werde das jedoch noch nachholen. In dieser Dokumentation wird eine Vielzahl an vortrefflichen Aktivitäten präsentiert, über die sich Menschen einbringen und brillante Bewegung auslösen. Auch der Fehler im Geldsystem wird thematisiert und Alternativen aufgezeigt!

Und so werde ich auch zukünftig meinen kleinen Funken für eine bessere Welt geben. Ich bleibe dabei, Fließendes Geld ist eine ausgezeichnete Basis für viele weitere wertvolle Veränderungen. Ja, das ist meine subjektive Position, doch ich kann diese Haltung begründen und bin stets bemüht, die Argumentation auf wissenschaftlicher Grundlage zu führen. Auch zukünftig freue ich mich über wertschätzende und konstruktive Gespräche mit allen Interessierten!

Ihnen das Beste!

Steffen Henke

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