um das Neunfache vermehrt hat. Die Globalisierung hat die Kapitaleinkommen explodieren lassen, während der Druck auf die Arbeitseinkommen zugenommen hat. Das Kapital kann in Länder mit niedrigeren Löhnen ausweichen. „Ich kenne nicht alle sieben Weltwunder. Aber ich kenne das achte: den Zinseszins-Effekt“, hat der Bankier Maier Amschel Rothschild Rothschild gesagt. In Mittenwalde südöstlich von Berlin ist kürzlich ein Schuldschein vom 28. Mai 1562 aufgetaucht. Das Städtchen hatte Berlin 400 Gulden zum Zinssatz von 6 Prozent geliehen, die bis heute nicht zurückgezahlt wurden. Daraus ist inzwischen ein Betrag von mehr als 6.600 Billionen Euro geworden – das 2.600fache des deutschen Bruttosozialprodukts. Das zentrale Dogma der Ökonomie erfordert es also, dass alle drei bis vier Generationen ein großer Krieg oder Crash mit kriegsähnlichen Folgen alles zerstört, damit das Dogma erhalten bleiben kann – das Dogma, nach dem Geld sich als einziges auf der Welt exponentiell vermehren darf. Die meisten anderen Wachstums- und Entwicklungsprozesse haben einen natürlichen oder linearen Verlauf. Mitchell Innes hat schon 1913 und 1914 in zwei Aufsätzen gezeigt, dass dieses Dogma der Ökonomie falsch ist. Er ist nicht beachtet worden. Ebenso werden diejenigen unter meinen heutigen Fachkollegen, die sich ihren gesunden Menschenverstand bewahrt haben, einfach totgeschwiegen. Die Welt erlebt jetzt eine Konstellation, die ähnlich ist wie die vor dem Ersten Weltkrieg. Dabei ist die Lösung so einfach. Fast jede Zentralbank der Welt könnte sie umsetzen: Eine Umlaufgebühr auf Geld, die das Tauschmittel auf eine Stufe mit den meisten anderen Gütern stellt. Bei diesem „fließenden Geld“ wächst Reichtum nicht mehr leistungslos ins Unendliche. Reichtum entsteht nur noch durch Arbeit. Das führt zu einer Einkommens- und Vermögensverteilung, die als fair angesehen wird.