das Geldsystem, die Art unseres Wirtschaftens, die Eigentumsverhältnisse, vor allem auch in Verbindung mit Grund- und Boden und das Grundeinkommen, wobei sich Vogt über die Hälfte ihres Buches mit dem zuerst genannten Themengebiet auseinandersetzt.
Es ist nicht zu übersehen, dass sich die Autorin sehr intensiv damit beschäftigt, was wir Menschen in unserer Gesellschaft verändert sollten, damit dem Gemeinwohl gedient ist. Insofern verständlich, dass sie sich unter anderem auf Christian Felber und seiner Gemeinwohlökonomie bezieht.
Es überrascht dann auch nicht, dass sie deutlich die umverteilende Wirkung von fast allen zu sehr wenigen durch Zinsen größer null Prozent und Bodenbesitz sieht. Sie erklärt verständlich den sich hieraus ergebenden Schaden für die Allgemeinheit und die langfristige Dysfunktionalität existierender Systeme und Strukturen, wenn zinsbedingt exponentielle Wachstumsprozesse ablaufen. Dabei ist sie auch bereit, Tabuthemen zu tangieren, das macht sie sympathisch.
Warum sie schreibt: „Der Boden darf nicht dem Staat gehören. Er muss der Allgemeinheit sein.“ kann der Verfasser dieses Textes nicht ganz nachvollziehen. Per Definition ist der Staat die „Allgemeinheit“, wenn mit Allgemeinheit die Bevölkerung eines Landes – also Staatsgebietes – gemeint ist. Weiter unten spricht Vogt von einer […] öffentlich-rechtlichen Bodenverwaltung […]. Wir leben in einer repräsentativen Demokratie und die Staatsbediensteten haben normalerweise die Interessen der Gemeinschaft zu vertreten. Vielleicht sieht Vogt die Kluft zwischen manchen politischen Entscheidungen und einer sozialen gerechten Gesellschaft und formuliert es deshalb so, aber das ist spekulativ.
Für die Autorin ist die Konsumsteuer, die gerechteste Steuer, laut ihrer Meinung ließe sich hierüber unter anderem ein Grundeinkommen refinanzieren.
Sehr bedauerlich empfindet der Rezensent, dass Vogt in Verbindung mit ihrer Geldsystemkritik unter anderem den Protagonisten des Vollgeldes folgt. So bezieht sie sich diesbezüglich vor allem auf die Vollgeldvertreter Joseph Huber und Horst Seiffert. Zuletzt genannter stellt die doppelte Buchführung in Frage, da sie nicht zu seinen Ergebnissen passt (1). Andererseits sieht Vogt die Unmöglichkeit zeitlich unbegrenztem exponentiellen Wachstums, das bei der Verwendung von Zinsen größer null Prozent als destruktive Geldumlaufsicherung zwangsläufig stattfindet. Deshalb spricht sie sich klar für Fließendes Geld aus, auch wenn sie es nicht so nennt. Insofern ergibt sich ein Widerspruch zu ihren Quellen, denn Huber verwendet in seinem Vollgeldsystem Zinsen größer null Prozent als destruktive Vollgeldumlaufsicherung (2).
Aus Sicht des Rezensenten handelt es sich beim Vollgeld im Wesentlichen um einen Ableitungsfehler, der entsteht, wenn nicht sauber zwischen Einlage und Geld per geeigneter Definition unterschieden wird. Hier haben leider Teile der Geldreformszene den Fehler aus der herrschenden Volkswirtschaftslehre übernommen. Die Positionen zur Sache werden vom Verfasser in seiner veröffentlichten Arbeit dargelegt (3).
Auch, wenn sich aus Sicht des Verfassers im Geldsystemteil des hier rezensierten Buches der oben angedeutete Fehlerteufel eingeschlichen hat, ist das Werk sehr lesenswert. Letztendlich berührt Alrun Vogt Inhalte, um deren Diskussion wir in der Zukunft nicht herumkommen werden, wenn wir in einer friedliebenden, gerechteren Gesellschaft leben wollen. Deshalb liefert die Autorin wertvolle Impulse, um den Dialog darüber weiter anzuregen.
Steffen Henke
(1) Seiffert, Horst: „Geldschöpfung. Die verborgene Macht der Banken“, Verlag Horst Seiffert, 2. überarbeitete Auflage August 2014
(2) „Als Gegenleistung [wenn einer Bank Vollgeld zur Verfügung gestellt wird; Anm. S. H.] erhalten die Kunden Gutschriften auf Sparkonten oder ähnliche Anlagekonten.“ (Huber, Joseph / Robertson, James: „Geldschöpfung in öffentliche Hand. Weg zu einer gerechten Geldordnung im Informationszeitalter“, Gauke GmbH / Verlag für Sozialökonomie, 2008, S. 41)
(3) Steffen Henke: Fließendes Geld für eine gerechtere Welt. Warum wir ein alternatives Geldsystem brauchen, wie es funktioniert und welche Auswirkungen es hat. Tectum – ein Verlag in der Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden, 2017