Zinsen größer null Prozent und Inflation als destruktive Geldumlaufsicherungen verwendet. Hierdurch stellen sich exponentielle Wachstumsprozesse ein. Die Folgen, die heute überall zu sehen sind: extreme Kapitalkonzentrationen, damit die Zerstörung demokratischer Strukturen, ein Wirtschaftswachstumszwang, dadurch Zerstörung unserer Lebensgrundlage und ein stetiger exorbitanter Umverteilungsmechanismus, dadurch die Zerstörung des sozialen Friedens, um hier exemplarisch nur drei wesentliche Wirkungen unseres fehlerbehafteten Geldsystems zu benennen.
Bei Freigeld wird nun als konstruktive Umlaufsicherung ein Zins kleiner null Prozent eingesetzt. Diesen Kosten bei Geldhortung kann man leicht entgehen, indem man entweder sein Geld ausgibt oder es mittel- bis langfristig anlegt. Über diesen Mechanismus stellt sich ein Zins auf mittelfristige Laufzeiten von null Prozent ein. Die sehr sehr große Mehrheit profitiert mathematisch belegbar durch diese Änderung beim Geld. In vielen Mainstreammedien wird das genau entgegengesetzt dargestellt (2).
Der Autor dieses Textes verwendet seit vielen Jahren den Begriff Fließendes Geld, anstatt Freigeld. Dieser wurde einmal von einer Gruppe entwickelt, jene kam zu dem Ergebnis, dass damit die Funktionsweise dieser Art von Geld begrifflich besser abgebildet wird. Wasser fließt in der Natur, alles gedeiht, Geld sollte gleichmäßig im Wirtschaftskreislauf fließen, damit wir Menschen uns wohl fühlen und dem Gemeinwohl bei Verwendung von Geld als künstliches Tauschmittel optimal gedient wird.
Das EU-Parlament hat vor ein paar Wochen einen Corona-Aufbaufonds über 750 Mrd. Euro beschlossen (3). Die Regierungen der EU sollen von den Mitteln mindestens 37 Prozent für Klimaschutz und 20 Prozent für Digitalisierung verwenden. Knapp die Hälfte der Beträge sind nicht rückzahlbare Zuschüsse, der etwas größere Teil wird als rückzahlungspflichtige Kredite gewährt.
Die berechtigte Kritik an dieser Maßnahme besteht darin, dass sich die EU nun am Kapitalmarkt verschuldet, um sich die notwendigen finanziellen Mittel zu beschaffen und die sich hieraus ergebenen Risiken von allen EU-Mitgliedsstaaten getragen werden müssen. Scheidet zum Beispiel ein Land aus dem Verbund, aus welchen Gründen auch immer, aus und kann seinen Verpflichtungen in Euro nicht nachkommen, müssen die verbleibenden EU-Länder den monetären Ausfall tragen. Damit findet eine Vergemeinschaftung der Schulden statt, die in den Verträgen in Verbindung mit der Schaffung des Euros nie vorgesehen war. Die Finanzhoheit mancher beteiligter Staaten wird auf diese Weise reduziert.
Die AfD meint nun mit „Freigeld für alle“, dass die Regierungen der EU-Länder Geld der EU „frei“ zur Verfügung gestellt bekommen, für welches Deutschland in der Haftung steht. Mit der ursächlichen Begriffsbedeutung hat das also nichts zu tun. Der Verfasser dieses Textes hat beim Lesen der AfD-Publikation nicht den Eindruck, dass hier der Begriff Freigeld aus ideologischen Gründen von der AfD gewählt wurde, um den hinter Freigeld stehenden Gedanken zu diskreditieren. Es sieht eher danach aus, dass die an der AfD-Veröffentlichung Beteiligten die primäre Bedeutung von Freigeld nicht kennen.
Steffen Henke
1) AfD Kompakt: „EU-Wiederaufbaufonds: Freigeld für alle – der Deutsche zahlt“, Jörg Meuthen, 25.03.21, https://afd-kompakt.afd-hosting.de/2021/03/25/eu-wiederaufbaufonds-freigeld-fuer-alle-der-deutsche-zahlt/ , abgerufen am 28.03.21
2) ARD: „Keine Zinsen – Mies Rente“, https://www.ardmediathek.de/daserste/video/reportage-und-dokumentation/keine-zinsen-miese-rente/das-erste, abgerufen am 20.03.21
3) euronews, Redaktion Brüssel: 750 Milliarden Euro gegen die Corona-Krise – EU-Parlament billigt Aufbaufonds, Ronald Krams, 10.02.21, https://de.euronews.com/2021/02/10/750-milliarden-euro-gegen-die-corona-krise-eu-parlament-billigt-aufbaufonds, abgerufen am 28.03.21