Archive https://www.neuesgeld.net Wed, 17 Apr 2024 20:31:30 +0000 Joomla! - Open Source Content Management de-de Lage an den Anlagemärkten https://www.neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=338:lage-an-den-anlagemaerkten&Itemid=101 https://www.neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=338:lage-an-den-anlagemaerkten&Itemid=101

In den vergangenen Monaten haben so gut wie alle Anlageklassen Wertverluste hinnehmen müssen. Ob Rentenpapiere oder Aktien, Gold oder Silber oder auch beim Bitcoin, überall waren Kursrückgänge zu verzeichnen.

Die regierungsseitigen Maßnahmen rund um Corona hatten die Lieferketten spürbar beschädigt, die Sanktionen gegen Russland wegen des Ukrainekrieges haben weitere Warenströme unterbrochen. Nun kommen noch die Sorgen bezüglich der Energieversorgung hinzu.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in den vergangenen Jahren auf verschiedene Situationen immer mit dem Drucken von frischem Zentralbankgeld reagiert. Dies lässt sich einfach in der konsolidierten Bilanzsumme der EZB ablesen (1). Von knapp 1 Billion Euro wurde diese auf nun ...

über 8 Billionen Euro ausgeweitet.

Zuerst waren inflationäre Entwicklungen zum Beispiel bei Immobilien zu beobachten, vor ein paar Monaten begann wie erwartet die Inflationsrate nun auch im Gütermarkt deutlich zu steigen.

Ungeachtet dessen, dass die EZB erst einmal den Leitzins unverändert bei 0 Prozent (1,25 % - Stand 08.09.22) beließ, erhöhten sich die Zinssätze beispielsweise bei Immobilienfinanzierungen erheblich. Waren im Dezember 2021 noch Zinssätze von unter einem Prozent bei 10-jähriger Zinsbindung möglich, liegen wir nun bei fast 4  Prozent (2). Eine Vervierfachung des Zinssatzes innerhalb weniger Monate, das ist ein bemerkenswertes Ereignis!

Sprunghaft angestiegene Zinsen sehen wir auch bei Staatsanleihen. So konnte sich beispielsweise Italien im August 2021 noch mit etwas über 0,5 % - bezogen auf eine 10-jährige Laufzeit - refinanzieren. Heute muss der italienische Staat über 4,5 % p. a. bieten (Stand: 08.10.22), um seine Anleihen mit 10-jähriger Laufzeit abzusetzen. (3). Das ist ca. eine Verneunfachung innerhalb eines guten Jahres.

Die Leserin, der Leser dieses Textes sollte jedoch immer die Wippe vor ihrem, seinem geistigen Auge haben. Steigen die Zinsen, fallen die Kurse der in der Vergangenheit ausgegebenen festverzinslichen Wertpapiere. Je länger die Laufzeit, desto stärker wirken sich die Zinserhöhungen aus.

Gut kann man dies zum Beispiel an einer Bundesanleihe, Laufzeit 30 Jahre, nachvollziehen. Hier ist der Wert im gezeigten Fall (siehe Grafik) um über 40 % innerhalb der vergangenen 10 Monate eingebrochen (4).

Nun darf man bei den Überlegungen nicht vergessen, dass Anleihen in großen Volumina von Banken gehalten werden. Brechen deren Kurse ein, reduziert sich die Summe der Aktivseite der Bankbilanz. Da Bilanzen immer ausgeglichen sein müssen – die Summe der Aktivposten entspricht der Summe der Passivposten – muss es eine Wirkung auf der Passivseite geben. Die Folge auf der Passivseite ist die Vernichtung von Eigenkapital. Zum "Glück" sieht das Regelwerk vor, dass Geldinstitute für Staatsanleihen der Euroländer kein Eigenkapital vorhalten müssen.

Geht Eigenkapital über das gesetzlich vorgeschriebene Mindestmaß bei einem Geldinstitut verloren, ist die Bank pleite oder muss mit frischem Zentralbankgeld „gerettet“ werden. Solche Interventionen der Zentralbanken haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder gesehen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir bald derartige Aktionen der EZB wieder erleben werden.

Am 28.09.22 waren die britischen Staatsanleihen mit langen Laufzeiten derart stark im Wert eingebrochen, dass Pensionsfonds des Landes kurz vor dem Kollaps standen. Dies konnte nur verhindert werden, indem die britische Notenbank über Nacht mit 65 Milliarden britischen Pfund intervenierte (5). Dabei verkünden die Zentralbanken seit der gestiegenen Inflationsraten im Gütermarkt, dass sie ihre Ankaufprogramme beenden wollen, um den Kaufkraftverlust der Währungen zu bekämpfen.

Die Zentralbanken sitzen – wie immer wieder erwähnt – in der Falle. Kaufen sie weiter mit neu gedrucktem Zentralbankgeld Staatsanleihen im beachtlichen Umfang an, befeuern sie die Inflation. Steigende Inflationsraten zerstören immer schneller den Wert des Geldes. Beenden sie die Anleiheankaufprogramme und erhöhen sie die Leitzinsen, um die Inflationsraten unter Kontrolle zu bekommen, steigen die Zinsen für Staatsanleihen. Die Staatshaushalte der stark überschuldeten Länder würden mit den Zinszahlungen schnell überfordert sein, Staatspleiten wären die Folge. Die Insolvenz eines Landes der Eurozone würde den Euro extrem belasten.

Für die oben erneut geschilderte Problematik gibt es keine schmerzfreie Lösung, das sollte jedem bewusst sein. Letztendlich müssen die Schulden in allen Sektoren reduziert werden, dies funktioniert jedoch nicht, ohne die geldnahen Vermögenswerte zu tangieren.

Steigen die Zinsen weiter so wie in den vergangenen Monaten, platzt die Anleiheblase. Dies bringt Verwerfungen, die fast alle, die das hier lesen, noch nie in einer solch intensiven Form erlebt haben. Dann heißt es zusammenrücken. Pflegen Sie Ihre Netzwerke, seien Sie mental auf ein solches Ereignis vorbereitet. Und helfen Sie mit, wenn Sie wollen und es kräftemäßig schaffen, darüber aufzuklären, wenn uns vermeintlich Schuldige als Feindbilder geliefert werden, dass es sich um einen systemischen Fehler handelt. Mit Fließendem Geld wäre das nicht passiert …

Steffen Henke

 

 

 

  • (1) Querschuesse: „EZB: Bilanzsumme KW 22 2022“, 12.06.22, https://www.querschuesse.de/ezb-bilanzsumme-kw22-2022, abgerufen am 15.07.22
  • (2) Interhyp: „Wie entwickeln sich die Bauzinsen in der Baufinanzierung? Unsere Zins-Charts“, 06.10.22, https://www.interhyp.de/ratgeber/was-muss-ich-wissen/zinsen/zins-charts.html, abgerufen am 08.10.22
  • (3) Italien 10-Jahre Anleiherendite, https://de.investing.com/rates-bonds/italy-10-year-bond-yield, abgerufen am 08.10.22
  • (4) https://www.finanzen.net/zinsen/30j-bundesanleihen, abgerufen am 08.10.22
  • (5) manager magazin: „Der Beinahe-Kollaps der britischen Finanzwelt ‚Ich dachte, dies ist der Anfang vom Ende‘“, Lutz Reiche, 29.09.2022, https://www.manager-magazin.de/finanzen/boerse/britische-notenbank-interveniert-und-verhindert-mit-noteingriff-kollaps-von-pensionsfonds, abgerufen am 08.10.22
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henke@neuesgeld.net (Steffen Henke) Blog Sat, 08 Oct 2022 19:27:57 +0000
Investment-Kongress bei profino https://www.neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=337:investment-kongress-bei-profino&Itemid=101 https://www.neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=337:investment-kongress-bei-profino&Itemid=101

2018 hat der Gesetzgeber eine Weiterbildungsverpflichtung (§ 34 d GewO) für Personen, die beruflich im Versicherungswesen aktiv sind (z. B.: Versicherungsvertreter, Versicherungsmakler, usw.) eingeführt. Seitdem sind von den betreffenden Gewerbetreibenden 15 Stunden Fortbildung im Kalender zu absolvieren.

Bis 2019 fanden in diesem Zusammenhang vor allem Präsenzveranstaltungen statt. Die Selbständigen trafen sich bei den von ganz verschiedenen Initiatoren angebotenen Veranstaltungen, erfuhren Neues, tauschten sich aus und diskutierten fachspezifische Fragestellungen. Oft konnte man von auch herzlichen Begegnungen sprechen, gerade dann, wenn Menschen zusammenkamen, die sich aus anderen Ereignissen bereits gut kannten.

Mit den regierungsseitigen Maßnahmen ...

rund um Corona war dies vorbei, insofern verlagerte sich das Ganze ins Internet. Es entstanden Anbieter von Weiterbildungsmöglichkeiten oder vorhandene Unternehmungen bauten ihre Angebote deutlich aus. Zu dieser Gruppe gehört auch die Alsterspree Verlag GmbH, die mit der Marke profino zertifizierte Fortbildungsmaßnahmen professionell begleitet.

Im Juni dieses Jahres fand bei profino ein Online-Investment-Kongress statt, im Rahmen dieser Webinar-Reihe hatte ich die Möglichkeit, das Fließende Geld vorzustellen. Auch an dieser Stelle bedanke ich mich dafür bei den Initiatoren. Hier kann man sich meinen Beitrag ansehen.

Steffen Henke

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henke@neuesgeld.net (Steffen Henke) Blog Sat, 03 Jul 2021 16:27:04 +0000
Die AfD und das Freigeld https://www.neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=336:die-afd-und-das-freigeld&Itemid=101 https://www.neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=336:die-afd-und-das-freigeld&Itemid=101

In der Onlineausgabe des Mitgliedermagazins „AfD Kompakt“ wurde vor ein paar Tagen ein Artikel veröffentlicht, in dessen Überschrift das Wort „Freigeld“ zu finden ist (1).

Der Begriff Freigeld geht vor allem auf Silvio Gesell zurück, der sein Hauptwerk 1916 mit dem Titel: „Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld“ veröffentlichte.

Mit Freigeld ist ein gesetzliches Zahlungsmittel gemeint, welches mit einer konstruktiven Geldumlaufsicherung ausgestattet ist. Im gegenwärtigen überholten Geldsystem werden ...

Zinsen größer null Prozent und Inflation als destruktive Geldumlaufsicherungen verwendet. Hierdurch stellen sich exponentielle Wachstumsprozesse ein. Die Folgen, die heute überall zu sehen sind: extreme Kapitalkonzentrationen, damit die Zerstörung demokratischer Strukturen, ein Wirtschaftswachstumszwang, dadurch Zerstörung unserer Lebensgrundlage und ein stetiger exorbitanter Umverteilungsmechanismus, dadurch die Zerstörung des sozialen Friedens, um hier exemplarisch nur drei wesentliche Wirkungen unseres fehlerbehafteten Geldsystems zu benennen.

Bei Freigeld wird nun als konstruktive Umlaufsicherung ein Zins kleiner null Prozent eingesetzt. Diesen Kosten bei Geldhortung kann man leicht entgehen, indem man entweder sein Geld ausgibt oder es mittel- bis langfristig anlegt. Über diesen Mechanismus stellt sich ein Zins auf mittelfristige Laufzeiten von null Prozent ein. Die sehr sehr große Mehrheit profitiert mathematisch belegbar durch diese Änderung beim Geld. In vielen Mainstreammedien wird das genau entgegengesetzt dargestellt (2).

Der Autor dieses Textes verwendet seit vielen Jahren den Begriff Fließendes Geld, anstatt Freigeld. Dieser wurde einmal von einer Gruppe entwickelt, jene kam zu dem Ergebnis, dass damit die Funktionsweise dieser Art von Geld begrifflich besser abgebildet wird. Wasser fließt in der Natur, alles gedeiht, Geld sollte gleichmäßig im Wirtschaftskreislauf fließen, damit wir Menschen uns wohl fühlen und dem Gemeinwohl bei Verwendung von Geld als künstliches Tauschmittel optimal gedient wird.

Das EU-Parlament hat vor ein paar Wochen einen Corona-Aufbaufonds über 750 Mrd. Euro beschlossen (3). Die Regierungen der EU sollen von den Mitteln mindestens 37 Prozent für Klimaschutz und 20 Prozent für Digitalisierung verwenden. Knapp die Hälfte der Beträge sind nicht rückzahlbare Zuschüsse, der etwas größere Teil wird als rückzahlungspflichtige Kredite gewährt.

Die berechtigte Kritik an dieser Maßnahme besteht darin, dass sich die EU nun am Kapitalmarkt verschuldet, um sich die notwendigen finanziellen Mittel zu beschaffen und die sich hieraus ergebenen Risiken von allen EU-Mitgliedsstaaten getragen werden müssen. Scheidet zum Beispiel ein Land aus dem Verbund, aus welchen Gründen auch immer, aus und kann seinen Verpflichtungen in Euro nicht nachkommen, müssen die verbleibenden EU-Länder den monetären Ausfall tragen. Damit findet eine Vergemeinschaftung der Schulden statt, die in den Verträgen in Verbindung mit der Schaffung des Euros nie vorgesehen war. Die Finanzhoheit mancher beteiligter Staaten wird auf diese Weise reduziert.

Die AfD meint nun mit „Freigeld für alle“, dass die Regierungen der EU-Länder Geld der EU „frei“ zur Verfügung gestellt bekommen, für welches Deutschland in der Haftung steht. Mit der ursächlichen Begriffsbedeutung hat das also nichts zu tun. Der Verfasser dieses Textes hat beim Lesen der AfD-Publikation nicht den Eindruck, dass hier der Begriff Freigeld aus ideologischen Gründen von der AfD gewählt wurde, um den hinter Freigeld stehenden Gedanken zu diskreditieren. Es sieht eher danach aus, dass die an der AfD-Veröffentlichung Beteiligten die primäre Bedeutung von Freigeld nicht kennen.

Steffen Henke

 

1) AfD Kompakt: „EU-Wiederaufbaufonds: Freigeld für alle – der Deutsche zahlt“, Jörg Meuthen, 25.03.21, https://afd-kompakt.afd-hosting.de/2021/03/25/eu-wiederaufbaufonds-freigeld-fuer-alle-der-deutsche-zahlt/ , abgerufen am 28.03.21
2) ARD: „Keine Zinsen – Mies Rente“, https://www.ardmediathek.de/daserste/video/reportage-und-dokumentation/keine-zinsen-miese-rente/das-erste, abgerufen am 20.03.21
3) euronews, Redaktion Brüssel: 750 Milliarden Euro gegen die Corona-Krise – EU-Parlament billigt Aufbaufonds, Ronald Krams, 10.02.21, https://de.euronews.com/2021/02/10/750-milliarden-euro-gegen-die-corona-krise-eu-parlament-billigt-aufbaufonds, abgerufen am 28.03.21

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henke@neuesgeld.net (Steffen Henke) Blog Mon, 29 Mar 2021 10:18:47 +0000
Rezension: Wirtschaft anders denken - Alrun Vogt https://www.neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=335:rezension-wirtschaft-anders-denken-alrun-vogt&Itemid=101 https://www.neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=335:rezension-wirtschaft-anders-denken-alrun-vogt&Itemid=101

Im Untertitel verwendete Alrun Vogt für ihr schon 2016 im oekom Verlag erschienenen Taschenbuches die Wortkombination: Freigeld. Der Begriff Freigeld geht auf den Kaufmann Silvio Gesell zurück, der sein Hauptwerk „Die Natürliche Wirtschaftsordnung“ bereits 1916 veröffentlichte. Der Autor dieses Textes setzt sich seit vielen Jahren ehrenamtlich als Gesellschafter-Geschäftsführer einer gemeinnützigen Gesellschaft für Freigeld ein, jedoch verwendet er die alternative Bezeichnung: Fließendes Geld. Insofern erklärt sich von selbst, wieso das Werk von Vogt nur beim Lesen des Titels das Interesse des Rezensenten weckte.

Das Buch von Alrun Vogt verfügt ohne Anhänge über 181 Seiten, es ist leicht verständlich geschrieben und damit auch für Personen ohne ökonomische Vorkenntnisse geeignet. Vogt wurde 1982 geboren und studierte Politikwissenschaften, Geschichte und Linguistik. Der Rezensent stieß über einen Artikel auf sie, der auf der Internetpräsenz von „Forum Nachhaltig Wirtschaften“ veröffentlicht wurde.

Die Arbeit von Vogt umfasst im Kern vier große Themenfelder:

das Geldsystem, die Art unseres Wirtschaftens, die Eigentumsverhältnisse, vor allem auch in Verbindung mit Grund- und Boden und das Grundeinkommen, wobei sich Vogt über die Hälfte ihres Buches mit dem zuerst genannten Themengebiet auseinandersetzt.

Es ist nicht zu übersehen, dass sich die Autorin sehr intensiv damit beschäftigt, was wir Menschen in unserer Gesellschaft verändert sollten, damit dem Gemeinwohl gedient ist. Insofern verständlich, dass sie sich unter anderem auf Christian Felber und seiner Gemeinwohlökonomie bezieht.

Es überrascht dann auch nicht, dass sie deutlich die umverteilende Wirkung von fast allen zu sehr wenigen durch Zinsen größer null Prozent und Bodenbesitz sieht. Sie erklärt verständlich den sich hieraus ergebenden Schaden für die Allgemeinheit und die langfristige Dysfunktionalität existierender Systeme und Strukturen, wenn zinsbedingt exponentielle Wachstumsprozesse ablaufen. Dabei ist sie auch bereit, Tabuthemen zu tangieren, das macht sie sympathisch.

Warum sie schreibt: „Der Boden darf nicht dem Staat gehören. Er muss der Allgemeinheit sein.“ kann der Verfasser dieses Textes nicht ganz nachvollziehen. Per Definition ist der Staat die „Allgemeinheit“, wenn mit Allgemeinheit die Bevölkerung eines Landes – also Staatsgebietes – gemeint ist. Weiter unten spricht Vogt von einer […] öffentlich-rechtlichen Bodenverwaltung […]. Wir leben in einer repräsentativen Demokratie und die Staatsbediensteten haben normalerweise die Interessen der Gemeinschaft zu vertreten. Vielleicht sieht Vogt die Kluft zwischen manchen politischen Entscheidungen und einer sozialen gerechten Gesellschaft und formuliert es deshalb so, aber das ist spekulativ.

Für die Autorin ist die Konsumsteuer, die gerechteste Steuer, laut ihrer Meinung ließe sich hierüber unter anderem ein Grundeinkommen refinanzieren.

Sehr bedauerlich empfindet der Rezensent, dass Vogt in Verbindung mit ihrer Geldsystemkritik unter anderem den Protagonisten des Vollgeldes folgt. So bezieht sie sich diesbezüglich vor allem auf die Vollgeldvertreter Joseph Huber und Horst Seiffert. Zuletzt genannter stellt die doppelte Buchführung in Frage, da sie nicht zu seinen Ergebnissen passt (1). Andererseits sieht Vogt die Unmöglichkeit zeitlich unbegrenztem exponentiellen Wachstums, das bei der Verwendung von Zinsen größer null Prozent als destruktive Geldumlaufsicherung zwangsläufig stattfindet. Deshalb spricht sie sich klar für Fließendes Geld aus, auch wenn sie es nicht so nennt. Insofern ergibt sich ein Widerspruch zu ihren Quellen, denn Huber verwendet in seinem Vollgeldsystem Zinsen größer null Prozent als destruktive Vollgeldumlaufsicherung (2).

Aus Sicht des Rezensenten handelt es sich beim Vollgeld im Wesentlichen um einen Ableitungsfehler, der entsteht, wenn nicht sauber zwischen Einlage und Geld per geeigneter Definition unterschieden wird. Hier haben leider Teile der Geldreformszene den Fehler aus der herrschenden Volkswirtschaftslehre übernommen. Die Positionen zur Sache werden vom Verfasser in seiner veröffentlichten Arbeit dargelegt (3).

Auch, wenn sich aus Sicht des Verfassers im Geldsystemteil des hier rezensierten Buches der oben angedeutete Fehlerteufel eingeschlichen hat, ist das Werk sehr lesenswert. Letztendlich berührt Alrun Vogt Inhalte, um deren Diskussion wir in der Zukunft nicht herumkommen werden, wenn wir in einer friedliebenden, gerechteren Gesellschaft leben wollen. Deshalb liefert die Autorin wertvolle Impulse, um den Dialog darüber weiter anzuregen.

Steffen Henke

 

(1) Seiffert, Horst: „Geldschöpfung. Die verborgene Macht der Banken“, Verlag Horst Seiffert, 2. überarbeitete Auflage August 2014
(2) „Als Gegenleistung [wenn einer Bank Vollgeld zur Verfügung gestellt wird; Anm. S. H.] erhalten die Kunden Gutschriften auf Sparkonten oder ähnliche Anlagekonten.“ (Huber, Joseph / Robertson, James: „Geldschöpfung in öffentliche Hand. Weg zu einer gerechten Geldordnung im Informationszeitalter“, Gauke GmbH / Verlag für Sozialökonomie, 2008, S. 41)
(3) Steffen Henke: Fließendes Geld für eine gerechtere Welt. Warum wir ein alternatives Geldsystem brauchen, wie es funktioniert und welche Auswirkungen es hat. Tectum – ein Verlag in der Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden, 2017

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henke@neuesgeld.net (Steffen Henke) Blog Thu, 11 Feb 2021 18:00:19 +0000
Warum das Kartenhaus noch steht https://www.neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=334:warum-das-kartenhaus-noch-steht&Itemid=101 https://www.neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=334:warum-das-kartenhaus-noch-steht&Itemid=101

Firmen können ihre Warenlieferungen über Kreditversicherer absichern. Das bedeutet, ist der Leistungsempfänger zahlungsunfähig oder kommt es zum Zahlungsverzug von mehr als 5 Monaten, wird die Rechnung vom Kreditversicherer bezahlt. Der will natürlich für den gebotenen Schutz eine Prämie kassieren. Durch die regierungsseitigen Maßnahmen rund um Corona ist das Insolvenzrisiko, gerade auch bei Geschäften über die Ländergrenzen hinaus, massiv gestiegen. Die Folge wäre,

dass Versicherer für den notwendigen Schutz nicht mehr zur Verfügung stünden. Lieferketten brächen ab, der Warenaustausch wäre deutlich gestört. Um das zu verhindern, gab bereits 2020 die Bundesregierung in Höhe von 30 Mrd. € Garantien an die Versicherungswirtschaft. Im Gegenzug sind 65 % der Prämieneinnahmen der beteiligten Kreditversicherer an den Bund weiterzuleiten (1). Die Bundesregierung fungiert nun als Kreditversicherer.

Am 04.12.20 informiert das zuständige Bundesministerium, dass die Hilfen für die Kreditversicherer bis Juni 2021 verlängert werden. In der betreffenden Veröffentlichung wird erklärt, dass knapp 60 % der Prämieneinnahmen für das erste Halbjahr 2021 dem Bund zufließen (2).

Um Firmenpleiten in der wirtschaftlich extrem schwierigen Situation zu vermeiden, hat die Regierung ebenfalls bereits 2020 das Gesetz zur Insolvenzantragspflicht außer Kraft gesetzt. Die Aussetzung wurde in diesem Jahr bis 30.04.21 verlängert, insofern die Schieflage durch die Coronamaßnahmen erzeugt wurde und mit der Auszahlung von Hilfen zu rechnen ist, die das Unternehmen überlebensfähig machen (3). Ob die Pleite bei den betroffenen Firmen dann wirklich verhindert werden kann, bleibt abzuwarten.

Es erklärt sich von selbst, dass steigende Insolvenzraten auch höhere Kreditausfälle für Banken bedeuten würde. Erreichen faule Kredite die Belastungsgrenze, ist eine neue Finanzkrise unvermeidbar. Noch im März 2020 forderte die Europäische Bankenaufsicht (EBA) von den Instituten ein [… flexibles und pragmatisches Handeln […]. Olivia Harder formuliert: „Tatsächlich ermuntert die EBA die Banken sogar, auf gewisse Vorsichtsmaßnahmen zu verzichten (4). Knapp 9 Monate später schreibt die EZB einen Brandbrief an Großbanken, die Institute sollten Kreditrisiken in der Coronakrise stärker beachten (5).

Zu guter Letzt sei erwähnt, dass das Kartenhaus bis heute nur deshalb nicht eingestürzt ist, weil die führenden Notenbanken der Welt in einem unvorstellbaren Ausmaß frisches Zentralbankgeld schaffen. Allein die EZB wird bis Sommer 2021 reichlich 3 Billionen Euro zusätzlich emittiert haben (siehe Grafik), flankiert von weiteren Maßnahmen, wie geringere Anforderungen an Sicherheiten oder die zeitliche Ausdehnung längerfristiger Kredite an Banken. Die Staatsverschuldung der USA ist von Dezember 2019 bis Dezember 2020 um 4,55 Billionen US-Dollar gestiegen (6), mit ihr die Zinsbelastung der US-amerikanischen Bevölkerung.

Staatliche Garantien und Stützungsprogramme, Abschalten von Gesetzen, Ausweitung der Zentralbankgeldmenge in noch nie da gewesenem Ausmaß, wer glaubt, wir könnten zur alten „Normalität“ des Endes des 20. Jahrhunderts zurückkehren, der irrt. Werden die massiven Eingriffe von Regierung und Zentralbank beendet, bricht das Kartenhaus zusammen, macht man weiter, wird es in einer Inflationsorgie münden.

Vergessen wir nie, dass wir täglich die Symptombehandlung sehen, die Kernursache liegt in einem Fehler im Geldsystem, der hat über Jahrzehnte gewirkt und nun stecken wir in der Falle. Jeder Weg hieraus bedeutet die Vernichtung von geldnahen Werten, denn nur so lassen sich Schulden in wesentlicher Größenordnung reduzieren. Allerdings kann dieser Zustand dabei helfen, dass Fließendes Geld stärker in den Fokus gelangt. Die Neues Geld wird unverändert den Prozess der Erkenntnis unterstützen.

Steffen Henke

 

(1) VersicherungswirtschaftHEUTE: Rettungspaket für Kreditversicherer: Kommt der große Knall erst noch? Uwe Schmidt-Kasparek, 03.06.20
(2) Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Schutzschirm für Lieferketten: Bundesregierung verlängert Absicherung bis Juni 2021, Gemeinsame Pressemitteilung, 04.12.20
(3) Die Bundesregierung: Insolvenzrecht. Mehr Rechtssicherheit in Krisenzeiten, 20.01.21
(4) www.finance-magazin.de, F.A.Z. BUSINESS MEDIA GmbH, F.A.Z. BUSINESS MEDIA GmbH – Ein Unternehmen der F.A.Z.-Gruppe: EBA gibt Banken Corona-Handlungsanweisungen, Olivia Harder, 25.03.20
(5) Handelsblatt: Corona-Risiken. Große Sorge wegen Kreditausfällen: EZB schreibt Brandbrief an Großbanken, Andreas Kröner & Dietmar Neuerer, 04.12.20, Update: 06.12.20
(6) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/187893/umfrage/staatsverschuldung-der-usa-monatswerte/ , abgerufen am 09.02.21
(7) Grafik: Vortrag, Hans Werner Sinn, ifo Institut: Corona und die wundersame Geldvermehrung in Europa, 14.12.20, https://www.ifo.de/vortrag/2020/weihnachtsvorlesung/corona-und-geldvermehrung, abgerufen am 27.01.21

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henke@neuesgeld.net (Steffen Henke) Blog Tue, 09 Feb 2021 19:46:42 +0000
Corona-Virus SARS CoV-2 vs. Geldsystem https://www.neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=333:corona-virus-sars-cov-2-versus-geldsystem&Itemid=101 https://www.neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=333:corona-virus-sars-cov-2-versus-geldsystem&Itemid=101

Seit Ausbruch der Infektion COVID-19, hervorgerufen durch das Corona-Virus SARS CoV-2, könnte man das Gefühl bekommen, viele Medienmainstreamjournalisten hätten Nachhilfeunterricht in Mathematik erhalten. So werden in zahlreichen Artikeln die Risiken für unser Leben beschrieben, wenn sich das Virus mit exponentieller Geschwindigkeit ausbreitet (1, 2, 3), mal von der sich dann einstellenden Herdenimmunität abgesehen.

Der Autor des Tagesspiegels (2) schafft es sogar, ...

eine Verbindung zum Geld herzustellen. Allerdings werden hier nicht etwa die Gefahren exponentieller Wachstumsprozesse bei Guthaben und Schulden beschrieben, sondern jetzt handelt es sich um einen gewünschten Mechanismus, der hilft „reich zu werden“. Darüber hinaus wird im betreffenden Artikel erklärt, dass „[…] die Europäische Zentralbank die Wachstumsrate auf null gesetzt […]“ und den „[…] einfachen Menschen damit diese Möglichkeit der Geldvermehrung mithilfe der Exponentialfunktion von vornherein genommen“ hätte.

Interessant, beim Virus hofft man mit zum Teil wilden Maßnahmen die Wachstumsraten begrenzen zu können, beim Geld ist exponentielles Wachstum mit desaströsen Wirkungen, gerade in der finalen Phase, Willkommen. Ist es richtig, dieselben mathematischen Effekte derart unterschiedlich darzustellen?

Darüber hinaus wissen die Leserinnen und Leser dieses Newsletters, dass ca. 90 % der Bevölkerung immer mehr Schuldzinsen zahlt, als diese große Gruppe je in der Lage ist, Guthabenszinsen zu generieren (4). Sollte der Verfasser der Tagesspiegelveröffentlichung also mit „einfachen Menschen“ Personen gemeint haben, die nur kleine und mittelgroße Vermögen besitzen, dann handelt es sich genau hier um Individuen, die prinzipiell zu den Nettozahlern, also Verlierern des Systems gehören. Es versteht sich von selbst, dass der Verfasser dieses Textes die Verwendung der eben zitierten Begriffskombination als verfehlt betrachtet.

Die Sterblichkeitsrate von durch COVID-19 Infizierten kann heute gut eingeschätzt werden. Es sind vor allem Menschen älter 70 Jahre mit Vorerkrankungen betroffen. Laut statista liegt der Altersmedian in Deutschland bei 82 (5). Gemäß der Angaben des Statistischen Bundesamtes kann keine Übersterblichkeit (siehe Grafik) festgestellt werden (6). Das könnte, abgesehen von den angsterzeugenden Mainstreammedienberichten, eine gewisse Gelassenheit bringen.

Es ist deshalb leider davon auszugehen, dass das Leid ein weit dramatischeres Ausmaß annehmen wird, wenn das Geldsystem wegen der exponentiellen Wachstumsprozesse in die Dysfunktionalität abrutscht. Die Mathematik bestätigt uns, dass das passieren muss, denn nichts auf der Welt kann zeitlich unbegrenzt exponentiell wachsen. Die Literatur der Wirtschaftswissenschaft blendet diese Tatsache weitestgehend aus.

Der beste gesundheitliche Schutz des Körpers ist die Stärkung des Immunsystems. Im ersten Schritt gelingt dies vor allem durch eine gesunde Ernährung, den Aufenthalt an der frischen Luft, viel Bewegung und seelisches Gleichgewicht. Hier fehlt dem Autor dieses Artikels die spürbare mediale Sensibilisierung der Bevölkerung in diesem Bereich.

Das Immunsystem unserer Wirtschaft könnte Fließendes Geld sein. Es schützt bestimmt nicht vor jedem Exzess, liefert jedoch eine hervorragende Basis für ein gemeinwohlorientiertes, also gesundes Miteinander.

Ihr Steffen Henke

 

1.) SPIEGEL Wissenschaft: „Exponentielles Covid-Wachstum. Die Zukunft kommt schneller, als Sie denken“, Christian Stöcker, 04.10.20, aufgerufen am 20.10.20
2.) Tagesspiegel: „Die Gefahren exponentiellen Wachstums. Wer jetzt noch vor Corona-Alarmismus warnt, hat nichts verstanden“, Otto Wöhrbach, 16.10.20, abgerufen am 20.10.20
3.) FAZ: „COVID-19-Pandemie. Wer rechnen kann, verhält sich anders“, Sybille Anderl, aktualisierte Fassung vom 09.07.20, abgerufen am 20.10.20
4.) vgl. 4. Hauptsatz der alternativen Wirtschaftswissenschaft, Steffen Henke: „ Fließendes Geld für eine gerechtere Welt“, Tectum Verlag, 2017, S. 435
5.) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1104173/umfrage/todesfaelle-aufgrund-des-coronavirus-in-deutschland-nach-geschlecht/, Stand: 13.10.20, abgerufen am 21.10.20
6.) DESTATIS, Statistisches Bundesamt, Sterbefallzahlen und Übersterblichkeit, https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Corona/Gesellschaft/bevoelkerung-sterbefaelle.html, abgerufen am 21.10.20

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henke@neuesgeld.net (Steffen Henke) Blog Sun, 25 Oct 2020 11:10:13 +0000
Verschwörungstheorien https://www.neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=332:verschwoerungstheorien&Itemid=101 https://www.neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=332:verschwoerungstheorien&Itemid=101

Blicken wir zuerst kurz auf die Historie des Begriffs „Verschwörungstheorie“. Zum Beispiel kann man auf der Seite der „Offenen Akademie“ – namhafte Persönlichkeiten sitzen in deren wissenschaftlichen Beirat – folgendes lesen:

„Der Begriff „Verschwörungstheorie“ als Begriff der Qualifizierung geht auf den österreichischen Philosophen Karl Popper zurück. […] Als Massenbegriff der politischen Diskussion wurde „Verschwörungstheorie“ im April 1967 von der CIA in der Anweisung 1035-960 eingeführt. Die CIA äußerte sich „besorgt“, dass ...

46% der in einer Umfrage befragten US-Bürger angaben, dass sie nicht glaubten, dass bei der Ermordung des US-Präsidenten Kennedy der Attentäter Lee Harvey Oswald allein gehandelt hatte, und eine noch größere Zahl glaubte, dass die Untersuchungkommission (sic) viele Fragen ungelöst gelassen hatte.“ (1) Mit Verschwörungstheorie wurden Meinungen bezeichnet, die von der offiziellen Fassung abwichen.

Auch in den darauffolgenden Jahrzehnten gab es eine Vielzahl an Vorkommnissen, die gern als „Verschwörungstheorie“ ins Abseits geschoben würden und dennoch heute eindeutig belegt sind. Schauen wir uns ein paar Beispiele an:

So rechtfertigte Joschka Fischer auf einem außerordentlichen Parteitag der Partei der Grünen den NATO-Einsatz im Kosovo 1999 unter anderen mit den Worten: „[…] nie wieder Auschwitz …[…]“. (2) Von einem „neuen Auschwitz“ konnte jedoch keine Rede sein. Der erste Krieg, an dem sich Deutschland nach 1945 beteiligte, war völkerrechtswidrig, da es kein Mandat durch den UN-Sicherheitsrat gab. Diesen Völkerrechtsverstoß bestätigte im Stil der Selbstanzeige selbst der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder in einem Interview, welches er am 09.03.14 der Zeit gab (3). Für Schröder blieb sein Geständnis rechtlich folgenlos.

Geostrategisch spielt für die NATO Schweden eine ausgesprochen wichtige Rolle. 1982 wird Olof Palme zum wiederholten Mal zum Ministerpräsidenten des Landes gewählt. Er setzte sich unter anderem für Abrüstung und Verständigung, auch mit der Sowjetunion, ein. Um jedoch die schwedische Bevölkerung auf US-amerikanischen Kurs zu bringen, die Sowjetunion als Feindbild zu sehen, werden Täuschungsmanöver inszeniert (4). Angeblich tauchen vor der schwedischen Küste sowjetische U-Boote auf, später stellte sich heraus, dass es NATO-U-Boote waren. Doch die schwedische Bevölkerung fällt auf diese Aktionen westlicher Strukturen herein und nimmt fortan eine ablehnende Haltung zur Sowjetunion ein. Palme wird 1986 bei einem Attentat ermordet.

Am 10.07.85 wurde das Greenpeace-Schiff „Rainbow Warrior“ in einem neuseeländischem Hafen vom französischen Geheimdienst mittels zweier Bomben zerstört (5). Durch den Anschlag kam ein Fotograf ums Leben. Die Greenpeace-Schiff-Besatzung hatte sich gegen die französischen Atombombentests auf den Mururoa-Atolls gestellt. Den Auftrag für das Attentat erteilte die französische Regierung (6). Die Folgen unter anderem der französischen Atombombentests sind verehrend (7). Frankreich wehrte sich über Jahrzehnte gegen Entschädigungszahlungen für Opfer, erst 2009 konnten von Strahlengeschädigten erste Leistungen gerichtlich durchgesetzt werden (8).

Als Brutkastenlüge (9) wurde die erlogene Geschichte der Kuwaiterin Nijirah al-Sabah bekannt, die einen wesentlichen Kriegsgrund für den zweiten Golfkrieg (USA gegen Irak, 1991) darstellte. Oben genanntes Mädchen berichtete mit ihren 15 Jahren am 10. Oktober 1990 vor dem US-Kongress über vermeintliche Gräuel während der irakischen Kuwait-Invasion. Sie sagte, dass sie freiwillige Arbeit im Al-Adnan-Krankenhaus in Kuwait-Stadt geleistet und dabei beobachtet habe, dass irakische Soldaten in der Entbindungsstation kuwaitische Babys aus ihren Brutkästen gerissen und sie zu Boden geworfen hätten.

Später stellte sich heraus, dass es sich bei der jungen Frau um die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA handelte. Die Organisation „Citizens for a Free Kuwait“ hatte für 10 Millionen US-Dollar die PR-Agentur „Hill & Knowlton“ beauftragt, diese Lüge bekannt zu machen. Zwei Krankenschwestern der betreffenden Entbindungsstation erklärten später, dass Nayirah nie dort gearbeitet habe und die von ihr geschilderten Vorfälle niemals stattgefunden hätten. George Bush verwendete diese Lüge jedoch mehrmals, um seinen Krieg gegen den Irak zu legitimieren.

Zwischenfazit: Auch Regierungen des sogenannten demokratischen Westens haben in der Vergangenheit in widerwärtiger Form wegen destruktiver Interessen nachweislich gelogen. Die oben geschilderten Fälle sind nur Beispiele, die Liste aller belegten Täuschungen ist erschreckend lang. Oft war das Ziel der Lügen, die Bevölkerungen der betreffenden Staaten in der Form zu beeinflussen, damit eine Zustimmung für gewisse politische Entscheidungen erreicht werden konnte.

Allerdings sagt mir mein Gefühl, dass sich die sehr große Mehrheit der Menschen mit solchen Inhalten aktuell eher wenig auseinandersetzt. Das verstehe ich auch. Denn: Jeder Mensch möchte gern in einem demokratischen, friedliebenden und rechtssicheren Staat leben. Erfährt man nun von der „großen Heuchelei“ (10) der Regierungen des Westens, stellt man plötzlich fest, dass die verkündete Aufteilung von Gut und Böse, vor allem auch von den Mainstreammedien kolportiert, nicht der Realität entspricht (11, 12, 13). Insofern verständlich, wenn Personen gegebene Tatsachen ausblenden, um ein sorgenfreieres und entspannteres Leben führen zu können. Jedoch wird uns diese Strategie auf die Füße fallen, da dem Machtmissbrauch zum Schaden des Gemeinwohls damit Tür und Tor geöffnet sind. Todenhöfer schreibt: „Inzwischen kürzen westliche Politiker ihre Begründungen für Mord und Totschlag mit den Worten ab, sie kämpften ‚für unsere Werte‘. Warum die Werte auch einzeln aufzählen, wenn man sich ohnehin nicht an sie hält?“ (14).

Auffällig ist nun, dass seit Corona im Medienmainstream bei Artikeln mit Aufzählungen wie: Verschwörungstheoretiker, Rechtsextreme usw. nun auch regelmäßig der Begriff „Impfgegner“ hinzugefügt wird (15, 16, 17). Nun sollte zwischen Impfgegnern und Kritikern einer Grippeschutzimpfung unterschieden werden, das passiert jedoch nicht. Erst recht ist es inakzeptabel, wenn Kritiker einer Grippeschutzimpfung mit Rechtsextremen in einem Atemzug genannt werden. Letztendlich sind auch hier vor allem die herrschenden Strukturen für eine fundierte Impfkritik verantwortlich. Sie als Verschwörungstheorie abzutun, ist eben keine wissenschaftliche Auseinandersetzung, sondern ein Bekämpfen mit ideologischen und interessengesteuerten Mitteln. Wer Vertrauen zum Impfen schaffen will, sollte andere Methoden wählen.

Wenn dann die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (kurz STIKO), die Empfehlungen zum Impfen abgeben soll, stark mit Impfstoffherstellern verbunden ist, braucht man sich über den Protest nicht zu wundern (18). Über Risiken, die sich aus Zusatzstoffen von Impfpräparaten wie Quecksilber- oder Aluminiumverbindungen ergeben, wird darüber hinaus zu wenig geforscht und aufgeklärt (19).

Menschen, die sich kritisch zu Grippeschutzimpfungen äußern, werden pauschal als Impfgegner abgestempelt. Das World Trade Center 7 befand sich am 11.09.01 gute 2 Sekunden im freien Fall, das ist unstrittig. Viele Menschen denken bis heute, es gab nur 2 Türme, die 2001 einstürzten, doch es waren 3. Die Regierungsbehörde NIST (National Institute of Standards and Technology) kam in ihrem Abschlussbericht 2008 zu dem Ergebnis, dass Feuer die Ursache des Einsturzes vom WTC 7 war. Promovierte Bauingenieure der Universität Alaska Fairbanks sehen das laut ihrem Untersuchungsbericht anders (20). Journalisten, die sich wagen, sich hierzu zu äußern, gelangen schnell ins Abseits. Weitere Beispiele, auf die hier nicht explizit eingegangen wird, erhärten deshalb folgendes Fazit:

Die Verwendung des Begriffs Verschwörungstheorie zielt demnach regelmäßig darauf ab, Personen mit vom Mainstream abweichenden Positionen zu diskreditieren. Eine kritische inhaltliche gesellschaftliche Auseinandersetzung bezüglich fragwürdiger Ereignisse soll durch Diffamierung von Menschen mit differierenden Haltungen verhindert werden. Insofern wird der Begriff Verschwörungstheorie unmissverständlich als Propagandabegriff eingesetzt.

Es ist sicher schwer, die physikalischen Zusammenhänge eines eingestürzten Gebäudes zu bewerten. Auch ist es sicher eine Herausforderung für den Laien, die Folgen einer Grippeschutzimpfung zu erfassen. Dasselbe gilt für das Beurteilen von militärischen Einsätzen im Ausland. Leichter fällt es dagegen, wenn wir die Wirkungen von Zins und Zinseszins betrachten. Hier hilft die Mathematik und die ist eindeutig. Dennoch wurde in der Vergangenheit versucht, selbst das Thema von interessengeleiteten Autoren in die verschwörungstheoretische Schublade zu schieben.

Taucht also der Begriff Verschwörungstheorie auf, muss es sich noch lange nicht um eine solche handeln. Gegebenenfalls ist es ein beachtenswerter Hinweis über die Argumentationsmethodik des Begriffsverwenders. Wenn Menschen regierungsseitige Informationen hinterfragen und nicht ungeprüft für bare Münze nehmen, dann ist das wegen historischer Gegebenheiten ein nachvollziehbarer Reflex. Westliche Regierungen haben durch ihre Täuschungen und Handlungen ihr Vertrauen verspielt. Wöllten sie es zurückgewinnen, wären andere Wege gefragt.

Sind Bürgerinnen und Bürger mit verschiedenen Maßnahmen in Verbindung mit Corona nicht einverstanden, ist es falsch, sie als Coronaleugner zu diffamieren oder als Verschwörungstheoretiker zu bezeichnen. In einer offenen, demokratischen Gesellschaft sollten unterschiedliche Meinungen diskutiert werden können. Üben wir also stetig den wertschätzenden Austausch von Positionen. Diese dürfen auch deutlich von den eigenen abweichen. Nur so gelingt es, eine friedliche Gesellschaft in Vielfalt verträglich zu gestalten.

„Der Intellektuelle befindet sich traditionell im Spannungsfeld zwischen Wahrheit und Macht. Er sieht sich gerne als Mensch, der die Wahrheit erkennt und ausspricht, so wie er sie sieht, und gegen Unrecht und Unterdrückung auftritt – wenn möglich, gemeinsam mit anderen; wenn es sein muss, auch allein –, um eine bessere Gesellschaftsordnung herbeizuführen. Wenn er diesen Weg wählt, wird er sehr einsam sein, ignoriert oder verdammt werden. Wenn er hingegen sein Talent in den Dienst der Macht stellt, kann er es zu Prestige und Wohlstand bringen.“ (21)

Steffen Henke

(1) Der Begriff „Verschwörungstheorie“ – Diffamierung, Ablenkung, Verschleierung der Hintergründe, http://www.offene-akademie.org/?p=794, abgerufen am 19.06.20
(2) vgl. taz: „Örtlich gebombt“, Andrej Ivanji, 24.03.19, abgerufen am 19.06.20
(3) vgl. der Freitag: „Gerhard Schröders Selbstanzeige wg. Kosovo“, Joachim Petrick, 19.03.14, abgerufen am 19.06.20
(4) vgl. Dokumentation, Dirk Pohlmann: „Operation Täuschung –
Die Methode Reagan“, Februar Film Produktion im Auftrag des ZDF in Zusammenarbeit mit ARTE, 2014
(5) vgl. DER SPIEGEL (online): „Anschlag auf „Rainbow Warrior“. „Wir sind die Terroristen“., Anke Richter, 10.07.17, abgerufen am 19.06.20
(6) „Bomben gegen Friedensschiff“, https://www.greenpeace.de/themen/ueber-uns/der-anschlag-auf-die-rainbow-warrior, abgerufen am 19.06.20
(7) vgl. Film: „Das verstrahlte Paradies“, Ben Lewis, Produktion: Bergmann Pictures, 16.03.05
(8) vgl. Welt: „Frankreich will für Opfer von Nukleartests zahlen“, Sascha Lehnartz, 24.03.09, abgerufen am 19.06.20
(9) vgl. Süddeutsche Zeitung: „Schmutzige Sprechblasen“, Barbara Vorsamer, 21.05.10, abgerufen am 03.07.20
(10) vgl. Jürgen Todenhöfer: „Die große Heuchelei. Wie Politik und Medien unsere Werte verraten“, Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2019, 5. Auflage 2019
(11) vgl. Ulrich Teusch: „Lückenpresse. Das Ende des Journalismus, wie wir ihn kannten“, Westend Verlag GmbH Frankfurt/Main, 2016
(12) vgl. Uwe Krüger: „Meinungsmacht. Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten – eine kritische Netzwerkanalyse“, Herbert von Halem Verlag, 2013
(13) vgl. Jens Wernicke: „Lügen die Medien? Propaganda, Rudeljournalismus und der Kampf um die öffentliche Meinung“, Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main, 2017
(14) Jürgen Todenhöfer: „Die große Heuchelei. Wie Politik und Medien unsere Werte verraten“, Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2019, 5. Auflage 2019, Seite 30
(15) vgl. spiegel.de: „Verschwörungstheorien und Impfgegnertum hingen schon vor Corona zusammen“, Interview: Nina Weber, 14.05.20, abgerufen am 30.07.20
(16) vgl. bild.de: „Verschwörungstheorien in Coronazeiten. Diese Gefahr geht von Impfgegnern aus.“, Theresa Müller, 22.04.20, abgerufen am 30.07.20
(17) vgl. Springer-Verlag GmbH Deutschland: „Verschwörungstheorien und Wahninhalte“, Hans-Ludwig Kröber, 10.06.20, abgerufen am 30.07.20
(18) vgl. Süddeutsche Zeitung: „Fragwürdige Runderneuerung“, Christina Berndt, 02.03.11, abgerufen am 05.08.20
(19) vgl. „Hilfe! Ich muss eine Impfentscheidung treffen“, Julia Bütikofer, emu Verlags- und Vertriebs-GmbH, Lahnstein, 2015
(20) vgl. „9/11: Studie schließt Feuer als Einsturzursache des dritten Turms aus“ TELEPOLIS, Paul Schreyer, 10.09.19, abgerufen am 30.07.20
(21) Chomsky, Noam: „Die Herren der Welt. Essays und Reden aus fünf Jahrzehnten“, Promedia Druck- und Verlagsgesellschaft m. b. H., Wien, 2014, S. 29

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henke@neuesgeld.net (Steffen Henke) Blog Wed, 05 Aug 2020 09:48:58 +0000
FED-Bilanz – Zahlen lügen nicht https://www.neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=331:fed-bilanz-zahlen-luegen-nicht&Itemid=101 https://www.neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=331:fed-bilanz-zahlen-luegen-nicht&Itemid=101

Am 15.09.2008 ging Lehman Brothers in den Konkurs. Um das Finanzsystem zu „retten“, griff die amerikanische Zentralbank FED mit außerordentlichen Maßnahmen ein. Innerhalb von ca. 3 Monaten weitete sie ihre Bilanz um 1.344,759 Milliarden US-Dollar aus.

Durch die regierungsseitigen Maßnahmen in Zusammenhang mit dem Coronavirus steht nun das Geldsystem erneut auf der Kippe, mehr als je zuvor. Denn: Die Staatsverschuldung vieler Länder befindet sich durch die Finanzkrise der Vergangenheit bereits am Anschlag.

Die Dramatik der Situation kann man auch über die Entwicklung der Bankbilanz der FED ablesen. Innerhalb eines guten Monats stieg die Bilanzsumme um ...

1.652,97 Milliarden US-Dollar. Die Interventionen der FED übertrafen damit die Aktionen in 2008 um über 300 Milliarden US-Dollar in ca. einem Drittel der Zeit, im Vergleich zu oben geschilderten Vorgängen in 2008.

Bei dieser Gegenüberstellung wurden die verfügbaren Zahlen vom 01.04.20 herangezogen. Es ist sicher, dass sich die Eingriffe der FED nach dem 01.04.20 bis heute fortsetzten. Ein Untersuchen der aktuellsten, noch nicht verfügbaren Zahlen würde die Risiken der gegebenen Lage noch stärker verdeutlichen.

Hätte man rein hypothetisch betrachtet den US-Dollar in den vergangenen Jahrzehnten als Fließendes Geld herausgegeben, wäre der Zustand des Geldsystems jetzt stabil. Guthaben und Schulden hätten sich nicht exponentiell aufgebläht. Es bestünde nicht die Gefahr des Platzens der Anleiheblase, da es eine derartige Blase gar nicht gäbe. Bei Einsatz von Fließendem Geld existiert auch kein Wirtschaftswachstumszwang. Rücksetzer beim Output wirtschaftlicher Aktivität sind bei Weitem nicht so risikobehaftet, wie es im bestehenden System der Fall ist.

Insofern kann man sich nur wünschen, dass bis zur Währungsreform – wann immer sie auch kommt, sie kommt – genug Menschen die Zusammenhänge im Geldsystem verinnerlicht haben und für Fließendes Geld stimmen. Helfen Sie bitte mit, Fließendes Geld bekanntzumachen.

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henke@neuesgeld.net (Steffen Henke) Blog Thu, 09 Apr 2020 10:46:23 +0000
Drei Szenarien https://www.neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=330:drei-szeniarien&Itemid=101 https://www.neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=330:drei-szeniarien&Itemid=101

Wer hätte noch vor ein paar Wochen geglaubt, dass ein Virus der letzte Dominostein sein wird, der das Finanzsystem über die rote Linie bringt. Doch zuerst möchte ich mein tiefes Mitgefühl für alle diejenigen zum Ausdruck bringen, die gesundheitlich oder anderweitig von der gegebenen Situation besonders stark betroffen sind!

Für die nahe Zukunft gibt es aus meiner Sicht folgende drei Szenarien:

1. Szenario

Die Wirtschaft rutscht in eine Depression. Sie ist gekennzeichnet durch ...

sinkende Einkommen, steigende Arbeitslosenzahlen, fallende Preise, abstürzende Börsenkurse, zum Erliegen kommende Investitionstätigkeit von Unternehmen und hohe Kreditausfälle. Insolvenzen führen zu einer untragbaren Belastung für das Bankensystem.

2. Szenario

Nach einer kurzen rezessiven Phase erleben wir eine Stagflation. Dabei kommt es zur wirtschaftlichen Stagnation bei gleichzeitig stattfindender Inflation. Dieses Szenario ist insofern wahrscheinlich, da aktuell die Maßnahmen der Regierungen weltweit in Verbindung mit Corona die wirtschaftlichen Aktivitäten massiv ausbremsen. Gleichzeitig wird durch die Aktionen der EZB die Zentralbankgeldmenge enorm erhöht, die nun einem reduzierten Angebot gegenübersteht. Entscheidend wird sein, wie sich die Geldumlaufgeschwindigkeit entwickelt. Steigt diese, erhöhen sich die Inflationsrisiken deutlich. Nach oben springende Zinsen bringen überschuldete Staaten, Unternehmen und private Haushalte schnell über die Belastungsgrenze.

3. Szenario

Systemausfall über Nacht. Dieser kann durch verschiedene Ereignisse ausgelöst werden. Eine Möglichkeit wäre die Insolvenz einer systemrelevanten Bank. Der Aktienkurs der Deutsche Bank Aktie ist von 2006 bis vor ein paar Tagen von über 91 € auf unter 5 € gefallen. Im Netz kann man bereits lesen, dass insolvente Unternehmen verstaatlicht werden sollen. So wird berichtet, dass dies beispielsweise bei der italienischen Fluggesellschaft Alitalia zum Tragen kommen soll. Ein derartiger Schritt wird bei der Deutschen Bank jedoch nicht möglich sein, da das Institut Derivate im Volumen von ca. 48 Billionen Euro in den Büchern stehen hat. Die Risiken für die Gesellschaft wären unüberschaubar.

Auch psychologische Gründe können das Kartenhaus zum Einsturz bringen. Erst Hamsterkäufe, dann zu hohe Bargeldabhebungen, Bankfeiertage, darauffolgend ein panikartiger Abverkauf von Anleihen.

Im Falle inflationärer Tendenzen steigen die Zinsen. Bereits in den letzten Tagen stieg der Zins für italienische Staatsanleihen von ca. 1 % auf ca. 3 %. Eine Katastrophe für den stark überschuldeten italienischen Staat. Durch das am 19.03.20 von der EZB bekanntgegebene Notkaufprogramm in Höhe von 750 Milliarden Euro fiel vorerst der Zins wieder auf ca. 1,5 % (Stand: 24.03.20).

Sie können sich die Mechanismen im Anleihemarkt in Form einer Wippe vorstellen. Steigen die Zinsen, sinken die Kurse der in der Vergangenheit ausgegebenen festverzinslichen Wertpapiere. Das macht sich auch in den Bankbilanzen bemerkbar. Die von einer Geschäftsbank gekauften festverzinslichen Wertpapiere werden auf der Aktivseite der Bankbilanz verbucht. Fallen die Kurse dieser Aktivposten, schmilzt das Eigenkapital weg. Schnell rutscht das Eigenkapital unter den gesetzlich vorgegebenen Mindestwert. Zumindest auf dem Papier ist dann die Bank pleite. Allerdings wird das Bild massiv verzerrt, da z. B. für Staatsanleihen nach wie vor von den Instituten kein Eigenkapital vorzuhalten ist.

Unser Geldsystem hat einen Fehler. Wir verwenden einen Zins größer null Prozent als Geldumlaufsicherung. Vor allem dadurch haben sich Guthaben und Schulden über Jahrzehnte exponentiell entwickelt. Wir sprechen nun über eine Blase von über 265 Billionen US-Dollar. Es ist sehr wahrscheinlich, dass eines der drei oben geschilderten Szenarien diese Blase zum Platzen bringen wird.

Was passiert, wenn die Blase platzt? Alle geldnahen Werte werden eingefroren, das bedeutet, sie sind weder handel- noch verfügbar. Alle Menschen, die den Euro als gesetzliches Zahlungsmittel verwenden, bekommen eine Erstausstattung an neuem Geld, damit der Waren- und Dienstleistungstausch fortgesetzt werden kann. Spätere Gesetze regeln den Umtauschsatz bzgl. des heute gültigen Euro und der auf Euro laufenden Papiere und Verträge ins neue System.

Es ist möglich, dass in den Wirtschaftsbüchern der Zukunft steht, dass ein Virus das Geldsystem einstürzen ließ. Das wäre falsch. Corona hat dann das Fass zum Überlaufen gebracht, die Kernursache liegt jedoch, wie den meisten Lesern und Leserinnen bekannt ist, woanders.

Insofern kann es eine Aufgabe der Freunde und Freundinnen des Fließenden Geldes sein, jetzt verstärkt darauf hinzuweisen, dass kein Virus für den desolaten Zustand unseres Geldsystems verantwortlich ist, sondern ein systemischer Fehler, der nun seine Wirkungen intensiv präsentiert. Mit Fließendem Geld könnten wir Menschen solche Herausforderungen, wie wir sie gerade erleben, um Längen besser meistern.

Steffen Henke

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henke@neuesgeld.net (Steffen Henke) Blog Tue, 24 Mar 2020 11:13:26 +0000
Finale Phase eingeleutet? https://www.neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=329:finale-phase-eingeleutet&Itemid=101 https://www.neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=329:finale-phase-eingeleutet&Itemid=101

Das Coronavirus hat weltweit zu verschiedenen Maßnahmen geführt. Diese Schritte haben sich nun massiv auf die Weltwirtschaft ausgewirkt. Am 05.03.20 kam die Meldung, dass die britische Fluggesellschaft Flybe den Flugverkehr wegen Insolvenz eingestellt hat. Die gesamte Tourismusbranche befindet sich in vielen Bereichen außerhalb der Belastungsgrenze.

Eine weitere Wirkung ist ...

ein gefallener Ölpreis. Um einen noch stärkeren Ölpreisverfall zu verhindern, wollten sich die Opec-Staaten mit Russland auf eine Reduzierung der Fördermengen einigen. Russland lehnte wohl laut Pressemeldungen ab, daraufhin trat Saudi-Arabien einen Ölkrieg los und erhöhte sogar noch seine Produktion. Daraufhin kam es zu einem Preissturz von über 30 Prozent.

Der weltweit größte Ölproduzenten sind gegenwärtig die USA. Allerdings wird in diesem Land Öl vorrangig über die umweltzerstörende Methode des Frackings gefördert. Beim aktuellen Preis produzieren alle Unternehmen dieses Sektors mit beachtlichem Verlust. Bereits 2019 sind Anleihen in diesem Segment im Wert von ca. 27 Milliarden US-Dollar ausgefallen. Im Zusammenhang mit der Finanzierung des Frackings steht ein großer dreistelliger US-Dollar-Milliardenbetrag zur Disposition.

Am vergangenen Sonntag vermeldete der Libanon, dass man eine am darauffolgenden Montag fällige Milliardendollaranleihe nicht bedienen kann, der Staatsbankrott droht. In diesem Fall stehen Staatsanleihen im Volumen von ca. 90 Milliarden Dollar im Feuer.

Italienische Banken standen bereits in der Vergangenheit auf wackeligen Beinen. Die günstigen Finanzierungsbedingungen der EZB hatten vorerst die Unternehmen entlastet. Marktteilnehmer flüchten gerade in vermeintlich sichere deutsche Staatsanleihen, das drückt erneut den Zins dieser Papiere. Italien muss dagegen schon höhere Zinsen bieten, um sich refinanzieren zu können. Dadurch fallen die Kurse der in der Vergangenheit ausgegebenen verzinslichen Papiere. Ca. 20 Prozent der emittierten Staatsanleihen liegen bei den privaten Banken. Ein Kursverfall würde die Bankbilanzen massiv belasten.

Schon heute kann man davon ausgehen, dass die Notenbanken erneut eingreifen werden (müssen), um zu versuchen, dem instabilen Kartenhaus Halt zu geben. Die US-amerikanische Notenbank FED senkte bereits letzte Woche außerplanmäßig den Leitzins um 50 Basispunkte. Neue Anleiheankaufprogramme werden mit maximaler Wahrscheinlichkeit folgen.

Mit zusätzlichem Zentralbankgeld kann man vielleicht eine in Schieflage geratene Bank künstlich über Wasser halten. Mit solchen Aktionen ist es jedoch nicht möglich, die abreißenden Lieferketten in der Wirtschaft wieder hergestellt werden. Nun fällt uns Menschen die extreme Globalisierung auf die Füße. Dezentrale Netzwerke sind stabiler als Oligopole. Die passende Gewichtung von Effizienz und Vielfalt wurde missachtet.

Die Preise der Desinfektionsmittel sind um das x-fache gestiegen. Die Lieferfristen von Betäubungsmitteln, damit der Zahnarzt weitgehend schmerzfrei bohren kann, sind so stark gestiegen, dass es gegenwärtig eine Lücke zwischen Verbrauch der Restbestände und dem Eingang der nächste Medikamentenlieferung gibt, um nur ein einziges Beispiel zu nennen.

Und während Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Gästen abgesagt werden, findet ein gigantisches Militärmanöver (Defender 2020) mit bis zu 37.000 Soldaten statt. 19 Nationen werden beteiligt sein, das Manöver zieht sich über 7 Länder und Deutschland dient als Drehscheibe.

Wir werden bedauerlicherweise weitere Firmenpleiten sehen. Welche unkontrollierbaren Risiken sich hieraus für den Derivatemarkt ergeben, kann schwer eingeschätzt werden. In jedem Fall ist hier etwas in Gang gekommen, was die historisch größte Anleiheblase von über 260 Billionen US-Dollar zum Platzen bringen kann. Diese hat sich durch einen Fehler im Finanzsystem gebildet. Zins und Zinseszins haben über Jahrzehnte dafür gesorgt, dass Guthaben und Schulden exponentiell wuchsen.

Es könnte sein, dass wir zukünftig in entsprechender Fachliteratur lesen werden, dass ein Virus einen großen Crash verursacht hat. Das wäre dann jedoch falsch. Denn die Bedingungen von dem, was da auf uns zukommt – mit oder ohne Virus – , wurden von einem Fehler im Geldsystem geschaffen. Damit wir in Zukunft für die verschiedenen Herausforderungen viel besser gewappnet sind, brauchen wir dezentralere Wirtschaftsstrukturen, die mit Fließendem Geld versorgt werden.

Steffen Henke

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henke@neuesgeld.net (Steffen Henke) Blog Thu, 12 Mar 2020 11:45:17 +0000